Frieden für Afghanistan ist möglich

Es bedarf einer grundlegenden Änderung der Haltung der ausländischen Machtakteure.
Ein neuer Dialog mit allen Beteiligten und den ursächlichen Verantwortlichen ist notwendig um eine nachhaltige Lösung zu finden.

 

Akzeptanz und Inklusivität

Die Akzeptanz der Situation ist eine dringende Vorrausetzung. Dazu gehört auch die Berücksichtigung der Taliban als bedeutender Akteur im gegenwärtigen Afghanistankonflikt.

 

Haltung

Die Einteilung der Menschen in „Gute“ und „Böse“ muss generell unterlassen werden, sie ist reine Polemik und Propaganda und hat bisher nachhaltigen Frieden weltweit verhindert. Genauso macht es keinen Sinn Menschen als Terroristen zu bezeichnen. Diese Verurteilung hängt von der Perspektive und der jeweiligen Zeit ab.[1]
Die Bezeichnung der Taliban als Terrorgruppe verdeutlicht die eurozentristische Sichtweise. Diese vorherrschenden Haltung erzeugt Unverständnis und Widerstand. Ein Dialog wird hiermit unterbunden und der Weg zu einem nachhaltigen Frieden versperrt.

 

Was macht es so schwer den erforderlichen Perspektivwechsel zu vollziehen?

Der Perspektivwechsel wird von der jeweils anderen Seite gefordert, aber bei sich selbst verweigert, weil sich jeder selbst auf der Seite der „Guten“ wähnt. Es mangelt an der Bereitschaft zur Selbstreflexion der eigenen Haltung und limitierte Denkschemata sind vorherrschend. Die Ablehnung der Verantwortung für vergangenes Unrecht zur Vermeidung möglicher resultierenden Ausgleichsansprüche erschwert die Friedensbemühungen. Die Gewaltspirale eskaliert auf beiden Seite weiter. Dieses wird der anderen Partei vorgeworfen, weil man sich selbst als den Verteidiger und Beschützer des „Guten“ sieht.
   Dies führt bei der schwächeren Partei zu einer durch Ohnmacht geprägte Eskalation der Gewalt.
Das Erkennen dieser Logik ist keine Befürwortung oder Legitimierung sondern eine Chance auf Ausstieg. Dieser Prozess hört von selbst hört nicht auf, wenn keiner den ersten Schritt unternimmt und mit einem Perspektivwechsel das System unterbricht. Ohne diesen Anfang gibt es den Weg des Friedens nicht. Es macht Sinn, wenn der potentiell mächtigere den ersten Schritt erwägt, auch wenn dadurch aus seiner Perspektive scheinbar erstmal Nachteile entstehen.

 

Was muss geschehen?

Die imperialistische und eurozentristische Einmischung und Haltung hat zu dem jetzigen Zustand geführt. Der Leitgedanke der Kooperation muss das Bestreben nach eignem Vorteil ersetzen und das Ziel eines die weltweite Sicherheit beeinflussenden Friedens in den Vordergrund rücken.
Es sind deutliche und authentische Bekundungen der Haltungsänderung von Nöten. Dies kann in einer schrittweisen Aufarbeitung der Vergangenheit geschehen.
Eine Bewusstseinsänderung zur Fähigkeit eines Perspektivwechsels muss gefördert und entwickelt werden. Ein gleichberechtigter kontinuierlicher Dialog aller agierenden und betroffenen ist der grundlegende Bestandteil des Prozesse. Die aktuelle Situation zeigt, dass alle bisherigen Bemühungen mit der vorherrschende Haltung keinen Frieden gebracht haben. Ein Sinneswandel ist längst überfällig.

 

 

Konkrete Handlungsoptionen

Die Optionen erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit sind aber wegweisend.

  • Transparente Reflexion der Verantwortung
  • Einstellung aller Kampfhandlungen und anderer Gewaltanwendungen
  • Achtung der Menschenrechte auf allen Seiten
  • Ermöglichung von humanitärer Hilfe
  • Ausländische Machteinmischung sofort stoppen
  • Paternalistische Haltung der internationalen Großmächte ablegen
  • Öffentliche Statements zur Verantwortung
  • Angebot der Unterstützung unter Berücksichtigung von:
    • Inklusivität
    • Respekt auf Augenhöhe
    • Fokus auf Gewaltfreiheit
    • Keine Eigeninteressen
  • Mitwirkung beim „Dealing with the Past“
  • Dialogprozess unterstützt durch NGOs starten.
  • Benennung der notwendigen Akteure unter anderem in willkürlicher Reihenfolge:
    England, Russland, Afghanische Regierung, Taliban, Nordallianz, Afghanische NGOs und Vertreter der Zivilgesellschaft, ehemalige Sowjetstaaten wenn beteiligt, USA, Saudi Arabien, Katar…

 

 

 

 

[1] Die Geschwister Scholl wurde im NS-Regime als Terroristen zum Tode verurteilt und wurden nach der NS-Zeit dem an „humanistischen Werten orientierten Widerstand (Wikipedia)“ zugeordnet und rehabilitiert. 1942 wurde von Churchill die „Area Bombing Directive“ bestimmt, nach der unter anderem im Februar 1945 die Zivilbevölkerung der Stadt Dresden bombardiert wurde, obwohl das Ende des Krieges schon absehbar war. Im August 1945 wurden zwei Atombomben auf die Zivilbevölkerung von Japan geworfen. In diesem Zusammenhang werden Truman und Churchill weder als Terroristen bezeichnet, noch wurden sie vor einem internationalen Gericht zur Verantwortung gezogen. Großbritannien und die USA werden aus eurozentristischer Sichtweise nicht als Terror unterstützende Länder bezeichnet. Der Unterschied zwischen „Widerstandskämpfer“ und „Terrorist“ hängt nur von der Perspektive ab. Der Begriff Widerstandskämpfer suggeriert aber Legitimität weil er sich gegen vermeintliches Unrecht auflehnt und für das „Gute“ kämpft. Der Terrorist hingegen hat eine negative Konnotation und wird dem „Bösen“ zugeordnet. Diese Haltung wird mit dem Begriff „Achse des Bösen“ durch George W. Bush im Februar 2002 besonders verdeutlicht und manifestiert.