Anerkennung vergangenen Unrechts und dessen Folgen

„No Future without Forgiveness“ heißt das Buch von Desmond Tutu aus dem 1999.

Der Begriff Vergebung ist ein zutiefst philosophischer und psychologischer Begriff. Er ist bedeutungsvoll, anspruchsvoll und komplex. Vielen Betroffenen fällt es schwer an Vergebung zu denken, wenn der Schmerz und das Leiden immer noch vorherrschend ist.
Vergebung kann als der theoretisch optimalen Prozess am Ende eines Weges gesehen werden, doch oft ist die Zeit dafür noch nicht gekommen. Das Hinarbeiten auf die ebenfalls herausfordernde Aussöhnung oder Versöhnung ist greifbarer und realistischer.

Die Versöhnung mit einer möglichen/nötigen Entschuldigung, basiert auf der vorherigen Anerkennung des vergangenen Unrechts durch die Täter.

„Was nicht existiert, kann auch nicht entschuldigt werden.“

Ohne eine spezifische Anerkennung, kann die notwendige Bekundung von Mitgefühl nicht authentisch sein.

Verständnis und empathisches Mitgefühl bis hin zur Reue ist der Schlüssel für die Bereitschaft der Opfer in einen Dialog einzuwilligen. Nur mit dieser entstehenden Verbindung können alle involvierten Parteien Teil des Prozesses werden.

Vermeidung von Objektifizierung

Die Leidtragenden müssen als Menschen gesehen werden und dürfen nicht zu Objekten degradiert werden. Den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, unter der Berücksichtigung von Fairness und Gleichberechtigung auf Augenhöhe ist wesentlich, sonst ist jeder Entschuldigungsversuch der Täter nur ein Absolutionsersuchen.

Was sind die wirklichen Bedürfnisse der Opfer, welche Art der Unterstützung benötigen sie im gegenwärtigen Moment am dringendsten?

Ist Geld alles?

Bewusstes Zuhören ohne Gegenrede und Abwehr, auch wenn zuerst monetäre Forderungen kommen ist fundamental. Diese Forderungen haben ihre Berechtigung, bergen jedoch die Gefahr des Freikaufens in sich, was keine nachhaltige emotionale Befriedung schafft. Geldzahlungen alleine können keine Lösung herbeiführen. Alles weitere liegt im Dialog. Hierfür braucht es die ehrliche Anerkennung der Geschehnisse und des erlittenen Leids der individuellen Menschen.

Anerkennung im Entschuldigungsprozess